Veröffentlicht am 22. Juni 2023
Das ist unsere Antwort auf Herrn Volkmar Zschockes Beitrag, den er nach der Einwohnerversammlung auf seiner Webseite veröffentlicht hat https://volkmar-zschocke.de/windkraftstreit-euba-fakten-statt-propaganda/
Seine Aussagen sind in dieser Weise rot hervorgehoben.
Ein Vorhabenträger plant drei Windkraftanlagen in der Chemnitzer Ortschaft Euba und stellte seine Pläne am 13. Juni 2023 öffentlich vor.
Im Vorfeld dieser Informationsveranstaltung mobilisierte eine überregional agierende Antiwindkraftinitiative mit Postwurfsendungen breit gegen das Vorhaben. Unter dem Einfluss von prominenten Klimaleugnern verbreitet diese intransparente Lobbyorganisation unwissenschaftliche, einseitige und auch falsche Informationen zu Windkraftanlagen sowie angeblichen Auswirkungen.
Herr Zschocke spielt hier darauf an, dass vor der Veranstaltung zwei Flyer verteilt wurden. Diese Aktion verantwortet die BI Gegenwind Euba. Es wurde ein Flyer, der die bis dahin bekannte Situation in Euba beschreibt und ein Informationsflyer zu Windenergie der Bundesinitiative VERNUNFTKRAFT e.V. verteilt. In deren Flyer sind die Argumente gegen die Windenergie sehr gut dargelegt und die BI steht zu diesen Argumenten. Wir hätten die gleichen Informationen auch im Layout der BI Euba bringen können, haben uns aber aus Zeit- und Kostengründen für den Flyer der Vernunftkraft entschieden.
Der Versuch von Herrn Zschocke, die Menschen, die hinter der BI in Euba stehen, in Misskredit zu bringen, indem sie deren Argumente Klimaleugnern und „intransparenten Lobbyisten“ zuschreibt, ist ein Zeichen dafür, das Ansinnen von vornherein als ungerechtfertigt und politisch nicht korrekt zu brandmarken.
Die Verlinkung eines Beitrages über Vernunftkraft bei Lobbypedia zeigt außerdem die unreflektierte Übernahme von fremden Argumenten ohne eigene Recherche.
Wir empfehlen daher die Lektüre der „Gegendarstellung“ auf der Webseite von Vernunftkraft: https://www.vernunftkraft.de/lobbypedia/
Im Übrigen sind wir der Meinung, dass die lautstarken Befürworter der Windenergie in Sachsen keineswegs interessenneutral agieren. Wir denken da konkret z.B. an Herrn Jörg Vieweg von der SPD, der seit seinem Ausscheiden aus dem sächsischen Landtag als Projektentwickler bei Windenergiefirmen beschäftigt ist.
Ich kann verstehen, dass es Menschen gibt, die große Windkraftanlagen als störend empfinden und Fragen zum Schutz von Natur und Landschaft aufwerfen. Aufbau und Betrieb dieser Energie-Anlagen sind mit Eingriffen in Natur und Landschaftsbild verbunden. Kein Verständnis habe ich dafür, wenn – häufig mit falschen Argumenten – die Bevölkerung gegen diese Art der lokalen Energieerzeugung aufgebracht wird.
Die am 13.06.23 in Euba vorgebrachten Argumente der Bürger waren allesamt stichhaltig und begründet. Den anwesenden Spezialisten der VSB und auch der Stadt Chemnitz ist es nicht im Ansatz gelungen diese zu entkräften oder zu widerlegen. Es ist keinesfalls so, dass die Eubaer durch wen auch immer gegen „diese Art der lokalen Energieerzeugung aufgebracht“ wurden.
Denn die Nutzung der Windkraft ist für denErhalt des Wirtschaftsstandortes Chemnitz von essenzieller Bedeutung. Neben dem Klimaschutz geht es beim Ausbau der Erneuerbaren Energien vor allem um mehr Unabhängigkeit und dass Energie langfristig für alle bezahlbar bleibt.
Dass Windkraftnutzung für den Erhalt des Wirtschaftsstandortes Chemnitz essenziell ist, ist nur eine Behauptung. Essenziell für den Wirtschaftsstandort wäre eine versorgungssichere und bezahlbare Energieversorgung.
Der angeführte Link soll als Begründung dienen und führt zu einem Artikel der Ansiedelung von INTEL in Sachsen-Anhalt. INTEL hätte sich vor allem wegen der dortigen Verfügbarkeit von „grünem“ Strom für Sachsen-Anhalt entschieden. Wenn es so wäre, dass der Ausbau von Windenergie ein Standortvorteil ist, warum gibt es dann dieses Zerrbild in Deutschland:
Windenergie 2022 – Sachsen Platz 12, Bayern Platz 8, Baden-Württemberg Platz 11
Wirtschaftskraft 2022 – Sachsen Platz 8, Bayern Platz 2, Baden-Württemberg Platz 3
Sachsen-Anhalt liegt bei der Windenergie zwar auf Platz 5 aber bei der Wirtschaftskraft abgeschlagen auf Platz 12.
An der Verfügbarkeit erneuerbarer Energie kann es offensichtlich doch nicht liegen, ob ein Bundesland wirtschaftlich erfolgreich ist.
Außerdem kann man heute überall Stromlieferverträge mit 100% Ökostrom abschließen. Die anderen Gründe, weswegen sich Intel für Magdeburg entschieden hat, sind sehr viel gewichtiger: „der enorme Platzbedarf von über 500 Hektar, der in Dresden nicht zu befriedigen ist; die Verfügbarkeit hoch spezialisierter Arbeitskräfte, um die sich Firmen in Sachsen zunehmend reißen.“ Der Artikel hätte durchaus auch in den Versionen „Platzbedarf“ oder „Fachkräftemangel“ geschrieben werden können. Dass ausgerechnet Herr Maslaton vom BWE warnt, dass ohne massiven Windkraftausbau die Zukunft Sachsen als Industriestandort gefährdet ist, sollte niemanden wundern (Siehe oben: Lobbyismus).
Weiterhin muss man natürlich wissen, dass Deutschland hier ein Hochrisikoprojekt mit 10 Milliarden Euro subventioniert. Es sollen 3.000 Arbeitsplätze entstehen, d.h. pro Arbeitsplatz bekommt INTEL 3,3 Millionen Euro! Hier kann man selbst nachlesen, welche Kritikpunkte namhafte Ökonomen an dem Projekt finden: https://www.tagesschau.de/wirtschaft/unternehmen/intel-foederung-subvention-kritik-oekonomen-100.html
Die notwendige Anzahl an Windkraftanlagen wird in den kommenden Jahren so oder so gebaut. Ich streite dafür, dass meine Heimatstadt Chemnitz und die hier lebenden Bürgerinnen und Bürger von deren Ausbau profitieren.
Dass die „notwendige Anzahl der Windkraftanlagen … so oder so gebaut“ wird, geht an den Wünschen und Bedürfnissen der in den Regionen lebenden Menschen vorbei. Das bedeutet, dass sich dem Windkraftausbau die Menschen, die Natur, die Landschaft unterzuordnen haben.
Profitieren würden die Menschen, wenn die Abstände zu den Häusern den Höhen entsprechen würden. 10H (Abstand = zehnfache Windkraftanlagenhöhe) wäre für die betroffenen Bürger ein Minimum. Auf eine finanzielle Beteiligung können die Bürger verzichten, denn es folgt eine Grundstücksentwertung zu Lasten der Gesundheit.
Eine Einbeziehung der Bürger ist weder gewünscht noch vorgesehen. Dort wo sie auf Druck der Bürger dennoch stattfindet, geht man mit den Menschen so arrogant um, wie am 13.06.23 in Euba.
Eine Verweigerungs- und Blockadehaltung beim Ausbau der Wind- oder Sonnenenergie schadet der regionalen Wirtschaft, führt zur Abwanderung von Unternehmen und zur schrittweisen Deindustrialisierung der Region.
Auch das ist eine weitere unbewiesene Behauptung. Gründe für die Abwanderung und Deindustrialisierung sind ganz andere – marodes Schulsystem und damit mangelnde Bildung, Fachkräfteabwanderung und damit Fachkräftemangel, Bürokratieanstieg, Unternehmensbesteuerung und weitere hohe Abgabenlasten, marode oder fehlende Infrastruktur, zunehmende Regulierungen, hohe Energiekosten, um nur ein paar Gründe aufzuführen. Gerade die steigenden Energiekosten, hervorgerufen durch die Energiewende, sorgt viele mittelständische Betrieb und energieintensive Industrien.
Deshalb versuche ich in diesem Beitrag die mir mögliche Aufklärung zu den Behauptungen der Anti-Windkraft-Lobby zu geben:
Besorgte Bürger als „Anti-Windkraft-Lobby“ zu bezeichnen, zeugt von wenig Respekt zu den Bewohnern von Euba und Umgebung. Weiter oben wurde ausgeführt, wie die Eubaer BI und Vernunftkraft zusammenhängen. Die Verunglimpfungen von Vernunftkraft sind nicht sachlich.
“Windräder verursachen gesundheitsgefährdenden Lärm. Sie sind selbst noch in drei Kilometer Entfernung zu hören.”
Ja, Windräder verursachen Geräusche, wenn sich das Rotorblatt am Turm vorbeibewegt. Jenseits von 700 Meter Abstand zur nächsten Wohnbebauung können diese Geräusche jedoch nicht mehr von sonstigen Umgebungsgeräuschen (beispielsweise Wind, Tiere, Straßengeräusche etc.) unterschieden werden. Es ist maximal unwahrscheinlich, dass in drei Kilometer Entfernung eine Schallbelastung überhaupt wahrnehmbar ist.
Die damals errichteten Anlagen waren deutlich kleiner als die nun geplanten Giganten. Damit waren auch die Immissionen deutlich niedriger. Als Beispiel dienen die Erfahrungsberichte der Betroffenen im Windpark Bernsdorf, die erst seit dem erfolgten Repowering und den nun 230m hohen Anlagen über die Geräuschentwicklung klagen. Immer mehr neue Windkraftanlagen bekommen Auflagen für einen schallreduzierten Modus, weil die Anlagen die Werte der TA-Lärm nicht einhalten. Wenn jemand Geräusche aus großer Entfernung wahrgenommen hat, dann ist das auch dann noch ein Fakt, wenn Herr Zschocke meint, es ist „maximal unwahrscheinlich“.
“Windräder gefährden die Gesundheit durch Infraschall.”
Die aufgeführten Gegenargumente beziehen sich darauf, dass aufgrund der Natur von Infraschall, dieser gar keine Belastung erzeugen könnte. Dementgegen stehen die zahllosen Betroffenenberichte. Eine neutrale Untersuchung der Thematik gibt es nicht und in der TA Lärm wird darauf gar nicht eingegangen. Eine differenzierte Betrachtung scheint angeraten, wie z.B. in diesem Beitrag auch empfohlen: https://www.ingenieur.de/technik/fachbereiche/energie/windkraft-und-gesundheit-neue-studie-gibt-entwarnung-bei-infraschall/
Die von der Anti-Windkraft-Lobby immer wieder zitierte Studie der Bundesanstalt für Geologie und Rohstoffe von 2018 enthielt Rechenfehler, die dazu führten, dass die Schallbelastung übertrieben dargestellt war.
„Nach der BGR-Korrektur werden die Beschwerden der Betroffenen nicht mehr im Bereich von größer 90 Dezibel geäußert, sondern bereits im Bereich zwischen 60 und 70 Dezibel.“
Das bedeutet ja nichts anderes, als dass bereits viel niedrigere Schalldruckpegel zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen, als man bis dahin angenommen hat.
https://www.welt.de/wirtschaft/article230800405/Windkraft-Gesundheitsrisiko-steigt-durch-den-Schall.html
“Der Schlagschatten der Windräder belastet die Gesundheit.”
Das Argument und der Kommentar von Herrn Zschocke schließen sich nicht aus.
“Hinter den Windkraftanlagen steigt die Temperatur und die Trockenheit.”
Windräder sorgen lokal für eine Vermischung von Luftschichten mit unterschiedlicher Temperatur. Dadurch kann es unter der Windturbine tatsächlich etwas wärmer werden, oberhalb der Turbine dafür etwas kühler. Insgesamt erhöht sich die Temperatur aber nicht, in der Atmosphäre ist genauso viel Wärme enthalten, als gäbe es kein Windrad.
Das ist in der Tat ein neues Argument zu einem Phänomen, das natürlich bei einer einzelnen 1-2 MW Anlage weniger ein Thema ist als bei einem Windfeld mit mehr und deutlich größeren, wie den in Euba mit 6,8GW geplanten Aggregaten. Hierzu gibt es inzwischen genügen fundierte Artikel von Fachleuten, man möge selbst recherchieren. Mehrere Studien legen eine großflächige Beeinflussung bei entsprechender Anzahl von Windkraftanlagen nahe. Allgemein spricht man von „Terrestrial Stilling“, was die Abnahme der Windstärke beschreibt.
https://paz.de/artikel/wenn-klimaschutz-zum-klimakiller-wird-a282.html
https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2023/windraeder-duerre/
“Windräder sind ein Biodiversitätsdesaster. Die Bestände von Rotmilan, Schwarzstörchen und Fledermäusen werden der Windkraft geopfert.”
Ja, durch Windkraftanlagen können Vögel zu Tode kommen. Die Populationen sind aber durch andere Ursachen gefährdet – wie Vergiftung, Lebensraumverlust, Nahrungsmangel, Straßenverkehr oder auch Stromschlag durch Stromleitungen. Dennoch wird die Gefahr von Windrädern für die genannten Vogelarten nicht ignoriert. Jede Planung muss ein Artenschutzgutachten beinhalten, bestimmte Einzugsgebiete werden komplett ausgeschlossen und moderne Anlagen werden teilweise mit Abschalteinrichtungen versehen, die Kollisionen verhindern. Der Ausbau klimaschonender Energien ist letztendlich sogar ein Beitrag zum Schutz der Biodiversität. Denn nur wenn es gelingt, den Klimawandel merklich abzubremsen, erhalten viele Ökosysteme und Arten die Chance, sich dem Wandel überhaupt anpassen zu können.
Mit dieser Art von Totschlagargumentation kann ich alles rechtfertigen: wenn wir die paar Tiere nicht opfern, gibt es bald kein Leben auf der Erde und damit gar keine Tiere mehr. Der bisherige Naturschutz enthielt ein Tötungsverbot jeglichen Individuums geschützter Arten. Dies ist ausgehebelt und es ist nur noch verboten, Maßnahmen zu genehmigen, die den Bestand einer ganzen Art gefährdet. Da jede Windkraftanlage für sich vermutlich nicht den Gesamtbestand einer Art gefährdet, ist der Schutz von Tieren kein Genehmigungshindernis. Unterm Strich geht immer mehr Lebensraum verloren und bei einer Beeinträchtigung ganzer Populationen ist es zu spät. Rotmilan und Mäusebussard gehören zu den höchsten Schlagopfern. In Summe sollte man daher auch betrachten, welchen Schaden der massive Ausbau der Windkraftanlagen von heute 30.000 auf das Doppelte oder Dreifache anrichten kann. Das findet allerdings nicht statt.
“Die Windkraftanlagen verunsichern Pferde.”
Auch hier gibt es nur eine immer wieder verlinkte Studie aus dem Jahr 2004. Hier gilt auch das bereits oben Gesagte – trifft diese Studie auch auf die neuen viel größeren Anlagen zu? Gibt es Erfahrungsberichte aktueller Projekte? Das sollte näher beleuchtet werden.
“Wir haben hier (in Euba) eine unberührte Natur. Das Naherholungsgebiet und die ruhige idyllische Lage werden durch die Windkraftanlagen zerstört.”
Unberührte Natur gibt es in so gut wie keiner sächsischen Region. Über Jahrhunderte hat sich eine weitgehend von menschlichen Einflüssen geformte Kulturlandschaft entwickelt. Windenergieanlagen sind ein notwendiger Baustein für den nachhaltigen Umbau unserer Energieversorgung. Die Bewertung der Auswirkung auf das Landschaftsbild ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich. Im Gegensatz zu vielen irreversiblen Eingriffen der Menschen in die Kulturlandschaft können Windkraftanlagen, wenn sie nicht mehr gebraucht werden, einfach wieder abgebaut werden, um das “ursprüngliche” Landschaftsbild wiederherzustellen. Die Energie, die heute in Euba genutzt wird, wird unter massiven Eingriffen in Natur und Landschaft gewonnen. Denn die riesigen Kohle-Abbaustätten vernichten unumkehrbar Landschaft und Siedlungsgebiet und führen tatsächlich zu massiven Beeinträchtigungen für Klima und Gesundheit.
Wir haben keine Quelle gefunden, wo „unberührte Natur“ in Bezug auf Euba steht. Das ist auch Wortklauberei von Herrn Zschocke, denn darum geht es nicht, sondern um die Einzigartigkeit des Erzgebirges, die denkmalgeschützten Schlösser und der weite Blick ohne Industrieanlagen. Der Versuch, die betroffenen Menschen „zu trösten“, da ja die Anlagen nach 20 oder 25 Jahren wieder abgebaut werden können, ist menschenverachtend. Statt abgebaut, werden bisher immer mehr Windkraftanlagen installiert.
Die Energieerzeugung für Euba auf Kohle zu beschränken und Kohle-Abbaustätten im Vergleich zu dem Aufstellen von Windkraftanlagen als schlimmer zu bezeichnen, ist realitätsfern. Die Rekultivierung der Abbauflächen in Sachsen und Brandenburg führt zu sehr gut angenommenen Ausflugszielen und zu begehrten Wohnorten. Dazu muss man sich nur mal das Leipziger Neuseenland anschauen.
Es gibt außerdem genügend Quellen, die sich mit dem Flächenverbrauch von Energieerzeugungsarten beschäftigen. Unbestritten liegt da die Atomkraft auf Platz 1. Windenergie und Solar benötigen ein Vielfaches und immer noch viel mehr als die derzeit aktiven Kohleabbaustätten. Im Gegensatz zu den Abbaustätten und Atomkraftwerken ist aber bei einem Windkraftrad nicht nur die reine Standfläche das Problem, sondern deren dreidimensionale Ausdehnung und damit die verheerende landschaftsbestimmende Wirkung über eine riesige Landfläche. Auch Landschaft ist eine Schutzgut und muss geschützt werden.
“Das Projekt in Euba ist schon im Vorfeld in Sack und Tüten gebracht worden.”
Das ist gar nicht möglich, denn das gesetzlich vorgeschriebene Verfahren nach Bundesimmissionsschutzgesetz hat noch gar nicht begonnen. Solche frühzeitigen Bürgerinformationsveranstaltung sind ein Angebot zur sachlichen Diskussion und Aufklärung über die Technologie, die Schritte im Genehmigungsverfahren sowie die Wertschöpfungspotentiale der Windkraft für die Region. Diese sachliche Aufklärung liegt aber nicht im Interesse der Anti-Windkraft-Lobby.
Diese Aussage haben wir in einem Bericht des MDR gelesen. Natürlich gibt es (noch) keine Genehmigung. Unbestritten ist allerdings, dass die Gespräche der VSB mit der Stadt Chemnitz und den Eigentümern lange vor einer Information erfolgten. Dass die Investoren sich nur mit lohnenden und hoher Wahrscheinlichkeit umsetzbaren Projekten befassen, ist kein Geheimnis. Da läuft das meiste im Vorfeld und im Verborgenen. Erst auf massives Drängen von Bürgern gegenüber dem Ortschaftsrat sind Details ans Licht gekommen. Dass die Stadt Chemnitz nicht sofort unter Verweis auf den Stadtratsbeschluss vom 15.12.2021 jegliche Versuche, in Euba Windkraftanlagen installieren zu wollen, klar und deutlich ablehnt, zeigt, dass man sich auf Beschlüsse und Zusagen an die Bürger nicht verlassen kann.
“Windkraft hat aktuell nur einen Anteil von 3,5 Prozent am Primärenergiebedarf.”
Im Jahr 2022 wurden 20,4 Prozent des deutschen Endenergieverbrauchs aus erneuerbaren Energien gedeckt. 26 Prozent dieser Energie wurden durch Windkraftanlagen bereitgestellt, was einem Gesamtanteil von reichlich 5 Prozent des Endenergieverbrauchs entspricht. Dieser niedrige Wert spricht aber nun gerade nicht gegen, sondern für den Ausbau der Windkraft! Die Energie, die wir zum Leben brauchen, muss ja erzeugt werden.
Je nach Quelle findet man unterschiedliche Angaben. Wie auch immer, ob nun 5,2% oder 3,5% – damit wird wohl auch bei einer Verdopplung oder Verdreifachung niemand von einem nennenswerten Anteil sprechen können, erst recht nicht, wenn man die dafür erforderlichen Aufwendungen in Betracht zieht.
Das Argument „und irgendwo muss der Strom ja herkommen“ ist auch abgegriffen. Wenn man 6GW stabile Kraftwerkleistung in den Ruhestand schickt oder eines der saubersten Kohlekraftwerke der Welt kurz nach der Inbetriebnahme abschaltet, dann haben die Menschen kein Verständnis für die Aufgabe ihrer Lebensqualität zu Gunsten von Windenergie.
Im Ergebnis importieren wir bereits heute in dunklen Flautezeiten französischen Atomstrom oder Kohlestrom aus Polen.
“Windenergieanlagen landen nach 20 Jahren auf Sonder-Müll-Deponien und sind nicht recycelbar.”
Windenergieanlagen müssen nicht nach 20 Jahren abgebaut werden, dann läuft nur die finanzielle Förderung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz aus, was in der Vergangenheit oft dazu führte, dass sie dann abgebaut und häufig ins Ausland verkauft wurden. Der Großteil der Komponenten von Windrädern (Stahl und Beton in Fundament und Turm, elektronische Anlagen etc.) kann bereits jetzt vollständig recycelt werden. Für die aufwändig verarbeiteten Rotorblätter gibt es inzwischen geeignete Verfahren zur Rückgewinnung der Wertstoffe.
Die Anlagen haben gemäß Datenblättern der Hersteller eine Lebenserwartung von 20-25 Jahren. Ein Weiterbetrieb ohne Förderung ist unwirtschaftlich. Die „geeigneten Verfahren zur Rückgewinnung der Wertstoffe“ sind allesamt Versuchsanlagen mit einer sehr geringen Kapazität und keine Lösung für die in Unmengen anfallenden ausgemusterten Rotorblätter. Erst kürzlich berichtete das MDR Fernsehen über diese Möglichkeiten, der Bericht ist bekannt. Es macht Hoffnung, aber es ist aktuell noch ein ungelöstes Problem.
“Die Strompreise kennen seit 20 Jahren Windkraft-Förderung nur eine Richtung: nach oben.”
Bis etwa 2020 war genau das Gegenteil der Fall: Die Großhandelspreise für Strom sind durch die Erneuerbaren Energien kontinuierlich gefallen. Erst durch den Angriffskrieg Russlands, indem auch der Gaspreis eingesetzt wurde, um die Kriegskassen zu füllen, stiegen die Strompreise wieder an. Die hohen Strompreise hängen mit den fossilen Energieträgern zusammen – ein Problem, was durch den Ausbau der Erneuerbaren Energien gelöst wird.
Was den Strompreis betrifft, kann dieses Argument jeder Bürger einfach beweisen – es ist in den letzten 20 Jahren nicht billiger geworden. Laut Verivox Verbrauchspreisindex (statista.com) kosteten 4.000 kWh 2004 712 €, 2019 bereits 1.180 €. Das entspricht einem Anstieg um 69% in 15 Jahren.
Die Gegenargumentation Herrn Zschockes ist nicht nachvollziehbar – was interessiert den Bürger ein sinkender Großhandelspreis, wenn über EEG-Umlage, Steuern, Netzentgelte, immer teurer werdender CO2 Zertifikate etc., der zu zahlende Preis steigt statt sinkt?
“Eine ausreichende und bezahlbare Speicherlösung für den unsteten Windstrom ist mittelfristig nicht in Sicht.”
Die Zahl der Stromspeicher, beispielsweise in Verbindung mit Photovoltaik-Anlagen oder auch in Elektrofahrzeugen ist in Deutschland seit Jahren stark wachsend. Die Preise gehen daher auch immer weiter zurück.Neue Speichertechnologien sind in Entwicklung und Erprobung. Speicher werden aber nur ein Baustein für das zukünftige klimaneutrale Stromsystem sein. Die wetterabhängige Nutzung der Erneuerbaren Energien wird zukünftig durch gesicherte flexible Leistung beispielsweise durch wasserstofffähige Gaskraftwerke ergänzt werden.
Das Argument wird durch die phrasenhafte und allgemeine Antwort nicht entkräftet. Wo sind die Zahlen über die mögliche Überbrückung von Dunkelflauten? Wie lange können wir mit den aktuell vorhanden Speichern, mit den in 10 oder 20 Jahren verfügbaren Speichern tatsächlich überbrücken? Mit welchen Kosten müssen wir rechnen? Wo finde ich Angaben über die „immer weiter zurück“ gehenden Preise? Da die benötigten Rohstoffe z.B. für Batterien meist aus nur wenigen Regionen der Erde kommen (China, Südafrika, Australien..) kommt es durch Verknappung durch den steigenden Bedarf und steigender Abhängigkeit durch Monopolisierung eher zu einer Preissteigerung.
Die Gewinnung von Wasserstoff mittels „grünem“ Strom und die anschließende Erzeugung von Strom aus Wasserstoff benötigt mindestens die dreifache Energie als der direkte Weg.
Da nicht abzusehen ist, dass weniger Elektroenergie benötigt wird, fragt man sich, woher sollen diese Unmengen kommen? Sollen statt der jetzt 30.000 WKA 100.000 oder 200.000 Anlagen aufgestellt werden? Elektromobilität, Elektrowärme (Wärmepumpen), Digitalisierung usw. usf. benötigen immens mehr Elektroenergie als sie jetzt zur Verfügung steht. Das heißt aber auch, dass die Anforderungen an erforderliche Speicher immer weiter steigen. Die Alternative würde bedeuten, es gibt in „weniger wichtigen Bereichen“ des gesellschaftlichen Lebens Rationierungen in knappen Zeiten. (kann man auch so in der verlinkten Quelle nachlesen).
Weitere, von Herrn Zschocke nicht kommentierte Argumente gegen die Anlagen:
Da Herr Zschocke vermutlich nicht in Euba anwesend war, konnte er auch gar nicht direkt auf die Fragen antworten, die die Bürger stellten und bei denen die VSB und die Vertreter der Stadt nicht antworten konnten.
Zum Beispiel wurde die Frage nach dem Wertverlust der Grundstücke gestellt. Es kann niemand bezweifeln, dass eine Immobilie mit drei gigantischen Industrieanlagen in unmittelbarer Nähe weniger Wert sein wird als vor der Errichtung. Gerade wegen der Natur, der einzigartigen Landschaft und der Ruhe lieben die Menschen die Region und haben sich teilweise mit hohem finanziellem Aufwand eine Bleibe geschaffen. Sollte aus privaten oder beruflichen Gründen ein Umzug und damit ein Verkauf nötig werden, kann das den Verlust von Vermögen bzw. bei bestehenden Krediten die Privatinsolvenz bedeuten.
Eine weitere Befürchtung wurde an dem Abend angesprochen – was ist bei einer Havarie einer Windkraftanlage wie z.B. einem Brand oder dem Bruch eines Rotorblattes? Dies kann eine Umweltkatastrophe auslösen, z.B. weil Carbon- und Glasfasern in einem weitem Umkreis den Boden kontaminieren, dort eine Gefahr für Menschen und Tiere darstellen. Es können bei einer Havarie in den Anlagen verbaute giftige Stoffe oder Öle freigesetzt werden, die in den Boden eindringen können.
Beispiele dafür gibt es bereits genügend, hier kommt eine Auswahl:
https://www.westfalen-blatt.de/owl/kreis-paderborn/borchen/uberall-splitter-60-bauern-betroffen-1306528
Auf die Frage, ob diese Problematiken im Genehmigungsverfahren ausreichend geprüft und im Rahmen einer Risikoabschätzung bewertet werden, kam die Antwort, dass lediglich der „Regelbetrieb“ einer Windkraftanlage bewertet wird. Dass die Bürger mit so einer Antwort nicht zu beruhigen sind, leuchtet sicher ein.