Veröffentlicht am 25. April 2016
„…aber ich bin doch gegen Atomstrom und Kohlekraftwerke machen Dreck, dann doch lieber Windenergie.“
Das habe ich in den letzten Tagen sehr oft gehört, wenn ich über das Thema Windenergie mit Freunden, Bekannten und auch Fremden gesprochen habe.
Ja, den ersten Halbsatz kann ich auch unterschreiben, auch ich halte den Atomstrom aufgrund der Nichtbeherrschbarkeit mit einem sehr hohen Restrisiko behaftet und das was wir unseren Nachfahren hinterlassen, wird noch viele Generationen beschäftigen. Auch die umweltbelastenden Nebenwirkungen der Kohlestroms sind ein Argument für Alternativen.
Leider ist aber Windstrom keine Alternative für die aktuelle Art der Stromerzeugung. Warum nicht?
Strom muß zu dem Zeitpunkt erzeugt werden, wenn er gebraucht wird. Der Verbrauch fragt nicht danach, ob gerade Wind weht. Nun sollte man aufgrund des vielgehörten Arguments „irgendwo weht immer Wind“, annehmen, das sei kein Problem. Die Praxis sieht aber leider so aus, dass Deutschland viel zu klein ist, as dass immer irgendwo Wind weht. Selbst wenn man die Nachbarländer Europas einbezieht, wird das nicht grundlegend besser. Wenn man weiter entfernte Gegenden anzapfen möchte, sind die Übertragungswege nicht vorhanden. Außerdem, wenn es großflächig Engpässe aufgrund einer windarmen Wetterlage gibt, müssten die Kapazitäten dermaßen überdimensioniert sein, dass die Flauteregionen ausreichend versorgt werden können.
Wer nicht glaubt, dass es Zeiten gibt, in denen so gut wie kein Wind weht, der sollte sich die Stromerzeugung von Deutschland näher ansehen, das kann man sehr gut auf der Webseite des Fraunhofer ISE Instituts: https://www.energy-charts.de/power_de.htm. Ich habe einmal ein paar kritische Zeitpunkte für die Stromversorgung herausgesucht:
Am 09.04.2016 wurden lediglich 1,7% der gesamten Stromerzeugung durch Windkraft erzeugt.
Am 02.11.2015 wehte in ganz Deutschland kein Wind (0,3% Windenergieanteil am Gesamtstrom)
Wie soll daher mit Windkraft ein nennenswerter verläßlicher Beitrag zu einer stabilen Stromversorgung geleistet werden? Wer leistet den Ausgleich, wenn kein Wind weht?
Wieviele Atom- oder Kohlekraftwerke konnten aufgrund der Windkraft bereits abgeschaltet oder nennenswert gedrosselt werden? Haben wir wirklich CO2 vermieden, wenn wir Windkraft erzeugen?
Na gut, dann müssen wir eben mehr Windmühlen bauen, damit wir immer ausreichend Strom auch in windschwachen Zeiten haben. Also, angenommen, das Ausbauziel liegt bei 40% Windkraftanteil am Gesamtenergiebedarf, wieviele Windräder bräuchte man, um einen Zeitpunkt abzusichern, an dem aktuell nur 0,3% Windstrom erzeugt wird? Im Moment werden im Schnitt 13% des gesamten Stroms durch Windkraft erzeugt (übrigens nur ein paar Prozent mehr, als Deutschland Strom epxortiert). Es stehen etwas mehr als 25.000 Windräder im Land. Durch Leistungserhöhung werden für die gleiche Menge Strom zukünftig weniger benötigt, rechnen wir einfach mal mit 20.000 Windrädern für 13% Strom. D.h. für 40% brauchen wir die dreifache Menge an Windrädern, rund 60.000 Stück. Das trifft aber nur für den Durchschnitt eines Jahres zu.
Wie oben gesehen, können wir mit den jetzigen Windrädern bei Flaute vielleicht 0,3% des Bedarfs decken, bei der dreifachen Menge an Windrädern also 0,9%. Rechnen wir der Einfachheit halber mit 1%, benötigen wir als für die stabile Absicherung von 40% des Bedarfs mit Windenergie die 40fache Menge an Windrädern, also 60.000 Stück multipliziert mit 40 = 2.400.000 Stück.
Da die Bundesrepublik nur eine Fläche von 357.000qkm hat, würden dann je Quadratkilometer bei gleichmäßiger Verteilung knapp 7 Windräder stehen müssen.
Der Grund für dieses Ergebnis ist ganz einfach, selbst wenn man Null mit Unendlich multipliziert, es bleibt immer noch NULL.
Noch eine „tolle“ Information kann man aus den Grafiken des Fraunhofer Instituts lesen – immer wenn wir grünen Strom erzeugen, steigt der Export, d.h. bei mir kommt aus der Steckdose immer nur Atom- und Kohlestrom, den sauberen Ökostrom verschleudern wir an die Nachbarn.
